I lived by the Rivva.

Frank Westphal hat das bemerkenswerte Aggregator-Projekt Rivva eingestellt. Ein lesenswertes Portrait des Entwicklers findet sich bei Carta; ein Artikel von Christiane Schulzki-Haddouti im Kulturkampf-Blog der ZEIT würdigt das Projekt und verweist auf die (wenigen) Alternativen.

Die SZ nennt in ihrem Beitrag einen anderen USP von Rivva: War ein Thema hier erst einmal auf dem Radar, stiegen oft andere Blogger in die Diskussion ein, was spannende Themen noch sichtbarer machte. Eine glückliche Hand beim Austarieren von Algorithmus und Bauchgefühl sorgte hier dafür, dass Debatten nicht nur abgebildet, sondern oft erst interessant wurden, wenn die richtigen Leute in der richtigen Stimmung an den virtuellen Kiosk kamen.

Nun würde es in mein derzeitiges (Stimmungs-)Bild deutscher Netzträgheit passen, wenn sich die Schuld für das Versiegen des Info-Rivva Verlagen und Werbetreibenden in die Schuhe schieben ließe. Hierfür wäre es allerdings erforderlich, von Rivva-Entwickler Westphal zu erfahren, ob und wie eine Monetarisierung (scheußliches Wort, aber natürlich geht’s darum) des Dienstes jemals ernsthaft verfolgt wurde. Wenn es „nur“ ein hochambitioniertes Hobby-Projekt war, kann man sich vorstellen, dass ein Einzelner (wie groß sein handwerkliches Talent auch sein mag) die Last irgendwann nicht mehr schultern konnte oder mochte.

So oder so: Sehr schade. Das war Flipboard ohne iPad, Techmeme ohne Nerd-Obessionen – und vieles mehr.

Es bleibt zu hoffen, dass Frank Westphal (nach verdienter Atempause) mit der Arbeit an einem noch interessanteren Projekt beginnen wird. Im von Nachahmern dominierten .de-Web sind derart ambitionierte Köpfe einfach zu kostbar, als dass man sie ziehen lassen wollte.

Bis dahin: Vielen Dank, Frank.

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