Der Medienunternehmer Konstantin Neven DuMont plant offensichtlich, eine Partei zu gründen. Die Pläne – vermeldet RP Online – seien „sehr ernsthaft“, gleichwohl es noch kein (öffentlich einsehbares) Programm gibt.
(Dass der Unternehmer als Name zunächst „Die Einheitspartei“ zur Debatte stellte, kann man hingegen amüsant, viel sagend oder meta-ironisch finden. Ich erlaube mir da keine Meinung.)
Meine zwei Cent zu diesem und ähnlichen Vorhaben:
Das politische Elend in Deutschland – die Mischung aus Apathie und Zynismus, das Fehlen verbindender Visionen – hat vor allem damit zu tun, dass Parteien als Großorganisationen gerade in Deutschland zu viel Macht haben. Sie entziehen einer Gesellschaft, in der es viel zu tun, zu diskutieren und zu ändern gäbe, immer mehr Substanz, indem sie anders organisierte gesellschaftliche Kräfte der Lächerlichkeit preisgeben oder diskreditieren, finanziell untergraben oder einfach totschweigen.
Parteien saugen Talent und Geld, Bedeutungshoheit und (vor allem in den etablierten Medien) mind share auf – und was im Gegenzug herauskommt, ist allzu oft erbärmlich: wahlweise rhetorische Nebelkerzen zu non issues oder Wohlfühlformeln aus den Presseabteilungen saturierter Golfclubs, die sich – sind sie erst mal im Bundestag angekommen – nicht viel geben oder nehmen. Was dieser vielschichtige Betrieb hasst, ist die in der Wirtschaft zumindest gern beschworene Agilität – also die Fähigkeit, schnell zu handeln, mit begrenzten Ressourcen eine Lösung zu liefern, die im laufenden Betrieb nachgebessert werden kann – und ggf. in die Tonne zu treten, was sich als nutzlos erwiesen hat.
(Der SPIEGEL hatte dazu vor ein paar Jahren einen lesenswerten Artikel, den herauszusuchen ich Ihnen und mir verspreche.)
Aber was sind Parteien auch für bequeme Einrichtungen; ein Ohrensessel ist nichts dagegen! Da macht man als Wähler sein Kreuzchen – und kann dann das Hirn wieder vier Jahre lang abschalten bzw. sich am Frühstückstisch über die selbst gewählten Missstandsverwalter empören. Auch für Menschen, die in der freien Wirtschaft zunächst nicht den angestrebten, gut dotierten Platz finden, bieten sie manches Tätigkeitsfeld. Da gibt es Gremien, Arbeitsgruppen, Hinterzimmer. Man kann mauscheln, intrigieren, an Stühlen sägen und Netzwerke schmieden, die im Sinne der Altersvorsorge gerne auch in die Wirtschaft hineinwuchernn dürfen – für manch einen schließt sich hier der Kreis auf finanziell erfreuliche Weise, wenn der enttäuschte Wähler ihn eines Tages nicht mehr wählen mag.
Kurz: Viel Raum für Dinge, die im Licht der Öffentlichkeit eher unschön aussehen, wenn sie – gelegentlich passiert es ja doch – ans Licht kommen.
„„Irgendwas mit Zukunft“: Nicht noch ein Bock im Garten der Demokratie, bitte.“ weiterlesen →